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Gliederung- :
a) physische. Die innere Hochfläche wird durch das
Donautal in zwei ungleich große Teile zerlegt: die süd-
deutsche und die oberpfälzische Hochebene.
b) politische. Es umfaßt den größten Bruchteil des
Königreichs Bayern : Schwaben, Oberbayern, Niederbayern,
Oberpfalz und die südlichen Zipfel von Württemberg und
Hohenzollern (Sigmaringen) und den Ostzipfel von Baden.
Größe. Der größte Teil des Vorlandes, Bayern, erreicht
fast die doppelte Größe der Provinz Brandenburg (76000 qkm)
mit 6,2 Mill. Einwohnern.
Volks dichte. In den meisten Gebieten wohnen auf
1 qkm kaum 40, in der Nähe der Großstädte 50, vereinzelt
100 Menschen; im bayerischen rechts des Rheins durchschnitt-
lich 76,4, links des Rheins 140,3.
Die deutschen Kalkalpen.
Lage. Sie reichen vom Bodensee bis zur Salzach und
zerfallen in Algäuer, bayerische und Berchtesgadener Alpen.
Welches Landschaftsbild zeigen die Algäuer Alpen?
Sie sind die anmutigsten und lieblichsten unter den deutschen Kalk-
alpen. Vom Fuße bis fast hinauf zum Gipfel ziehen sich saftig grüne
Matten, die mehr als 20% des Bodens einnehmen und mehrmals gemäht
werden können.
Wie ist die Fruchtbarkeit des Algäus zu erklären?
Die bedeutende Futtermenge hat ihren Grund in dem Wasserreichtum
(bis 2000 mm) und in dem tonreichen, leicht verwitternden Mergelschiefer,
der alle Täler und Höhen überdeckt.
Welche Erwerbsquellen ergeben sich hieraus für die Be-
wohner des Algäus?
Das ziemlich rauhe Klima der Höhen und die sehr zeitig
eintretenden Nachtfröste sind dem Getreidebau wenig zu-
träglich. Dafür bieten die kräftigen Weiden der Berge und
Täler zahlreichen Rinder- und Ziegenherden reichlich Futter.
Daher ist die Almwirtschaft eine wichtige Erwerbsquelle
der Algäuer Bevölkerung.
Den Hauptort bildet Kempten, schon in der Ebene ge-
legen. Es ist seit frühester Zeit ein Stapelplatz für den
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15 *—
Holz-, Butter- und Käsehandel (Schweizer käse) des
Algäus; auch besitzt es bedeutende Baumwollspinnereien
und Webereien. Am Eingange zum oberen Illertal, an
der Mündung mehrerer Täler, hegt Sonthofen. Es bildet
ebenfalls einen bedeutenden Stapelplatz der Erzeugnisse des
Algäus. Seine Käselager sind berühmt; nirgends wird
mehr Butter erzeugt als hier. Die Herbstviehmärkte
sind die größten Bayerns; oft stehen hier 3000 bis 4000 Stück
Rinder zum Verkauf. Füssen am Lech mit bedeutender
Seilerwarenfabrikation, die 1000 Arbeiter beschäftigt.
Etwa fünf Stunden von Lindau entfernt liegt der freund-
liche Flecken Lindenberg im Algäu. Er bildet mit seiner
Umgebung einen hervorragenden Industriebezirk; denn
er ist nicht nur der älteste, sondern auch wichtigste Erzeugungs-
ort für Strohhüte in Deutschland.
Wie ist die Strohliutindustrie im Algäu entstanden?
Wahrscheinlich fand sie ihren Weg von Italien herauf.
Ursprünglich verfertigte man nur ein grobes Geflecht, das zu Stroh-
hüten verarbeitet wurde, wie sie die Bauern zur Erntezeit tragen.
Die Strohhuterzeugung bildete eben nur eine Nebenbeschäftigung
während der langen Wintermonate, wenn die Almen tief verschneit waren.
Heute beschäftigen nicht weniger als 30 größere und
kleinere Strohhutfabriken acht Monate lang 800 Strohhut-
maschinen, und 66 hydraulische Pressen geben dem Geflecht
die gewünschte Form. Man kann annehmen, daß von hier aus
jährlich über 2 Millionen Menschen unter den Strohhut gebracht
werden.
Lindau, das »schwäbische Venedig«, unterhält einen
äußerst lebhaften Verkehr mit der Schweiz und versorgt diese
mit Getreide. Auch werden Wein, Obst, Kirschgeist, Bauholz,
Schmalz und Käse in bedeutenden Mengen ausgeführt.
Die bayerischen und Salzburger Alpen.
Beide Gruppen unterscheiden sich wesentlich von den Algäuer Alpen.
Während diese vom Fuße bis fast zum Gipfel im schönsten Ahnen-
schmucke prangen, erheben sich die bayerischen Alpen mauerartig, wie
die »versteinerten Wehen einer sturmgepeitschten See«, nackt und kahl,
bäum- und strauchlos.
Ihre westöstlich streichenden Felsenketten werden durch Quertäler
in viele Gebirgsstöcke zerlegt, in deren massigstem und schroffwandigstem
sich Deutschlands höchster Gipfel, die Zugspitze, erhebt (3000 m).
/ f
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Extrahierte Ortsnamen: Sonthofen Bayerns Lindenberg Deutschland Italien Deutschlands
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Ein ähnliches Bild zeigen die Salzburger Alpen mit der Berchtes-
gadener Gruppe. Überwältigend großartig ist die Bergnatur der süd-
östlichsten Ecke unseres Vaterlandes. In majestätischer Einsamkeit und
Pracht ruht inmitten eines Kranzes himmelanstrebender Felswände, am
Fuße des schnee- und eisbedeckten Watzmann, gleich einem flüssigen
Smaragde, der Königssee.
Welche Beschäftigungszweige finden sieh hier?
Da dem felsigen Boden nur äußerst magere Ernten abgerungen
werden können, so sind für die geringe Bevölkerung einzelne Zweige
der Forstwirtschaft, wie Holzfallerei, Flößerei, Kohlenbrennerei, Pech-
schwelerei, das Beeren- und Kräutersammeln, sowie die Holzschnitzerei
und der Geigenbau die Haupterwerbszweige.
Die beiden letzten Erwerbszweige haben zwei Haupt-
industriebezirke geschaffen.
Den Hauptsitz der Schnitzerei bildet Oberammer-
gau (Passionsspiele). Von den 1500 Einwohnern schnitzen
etwa 300 Kruzifixe, Heiligenfiguren, Altäre, Spielsachen und
Schmuckgegenstände, Jagd- und Tierbilder, Rahmen, Haus-
geräte und Bierkrüge.
Der Mittelpunkt des Geigenbaues ist: Mittenwald.
200 Personen verfertigen Geigen, Zithern, Gitarren und
andere Saiteninstrumente, deren jährlich etwa 10 000 von hier
in alle Welt versandt werden.
Wie in den bayerischen Alpen, so hat auch in der
Berchtesgadener Gruppe infolge des Kunstsinns der Be-
völkerung und des Reichtums an weichem Holze das Kunst-
gewerbe eine Heimstätte gefunden.
Der herrlich gelegene Marktflecken Berchtesgaden stellt
den Mittelpunkt desselben dar.
Seit 700 Jahren ist die Schneidekunst hier heimisch. Ihre Erzeug-
nisse, die aus Holz, Knochen, Elfenbein, Kirsch- und Aprikosenkernen
hergestellt werden, sind weltberühmt.
Merkenswert ist das Ländchen Berchtesgaden ferner wegen
seines Salzreichtums.
Das in großen Mengen sich findende Steinsalz wird hier
ausgelaugt und die Sole teils an Ort und Stelle versotten,
teils in einer 80 km langen Leitung zu den Salinen von
Reichenhall, Traunstein und Rosenheim geleitet.
Reichenhall ist das älteste deutsche Salzwerk; denn es
besteht seit etwa 2000 Jahren.
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reichen Erzeugnisse der Donauländer (Holz, Getreide, insbesondere
Weizen und Mais) den Weltmärkten zuführen. Neben ihr hat die
Elbe die größte Bedeutung, die, schiffbar von Melnik ab, die böh-
mischen Erzeugnisse (Braunkohlen, Gerste, Hopfen, Obst) zu Tal
befördert und die direkte Verbindung mit Hamburg und der Nordsee
herstellt. Auch Oder und Weichsel sind von einiger Wichtigkeit,
erstere insbesondere für die Flößerei und den Transport von Erzen
und Kohlen (Witkowitz in Mähren verarbeitet zum Teil schwedische
Eisenerze !), letztere für die Beförderung galizischer Produkte (Roggen,
Salz, Petroleum).
Kanäle sind wenige vorhanden; der wichtigste ist der Franzens-
kanal zwischen Donau und Theiß. Doch ließe sich auf diesem Gebiete
vieles bessern: Donau-Elbe, Donau-Oder, wogegen die geplante Ver-
bindung Donau-Mittelmeer kaum zu überwindende Schwierigkeiten
bieten dürfte.
Die Seen, außer dem Bodensee von geringer Bedeutung für
den Verkehr, zeichnen sich wie der Neusiedler- und Plattensee durch
ihre Größe oder wie viele Alpenseen (Achen-, Traun-, Gardasee)
durch reizende Ufer aus.
Das Adriatische Meer hat infolge seiner Küstenbildung
(Steilküste) vorzügliche Häfen (Triest, Fiume), ist immer eisfrei und
wird wegen seiner hohen Temperatur und der landschaftlichen
Schönheit seiner Küsten viel besucht (Österreichische Riviera—
Abbazia).
4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Infolge der Lage inmitten
großer Landmassen, bei dem Vorherrschen des Gebirges und dem
geringen Einfluß des Meeres ist das Klima bis auf die Küstengebiete
und Inseln, die bezüglich der Wärme mit Neapel und Lissabon wett-
eifern können, ein kontinentales; strenge Winter wechseln mit
heißen Sommern ab. Ungarn, Galizien und Böhmen weisen die
größten Temperaturunterschiede auf; kalt sind die Hochgebirgs-
regionen der Alpen und Karpathen, sehr warm die geschützten Alpen-
täler in Südtirol (Meran, Bozen — klimatische Kurorte).
Die meisten Niederschläge haben die Gebirgsländer, regenarm
sind die ungarischen Tiefebenen (warum?). Die Folge davon sind
die Baumlosigkeit und der Pußtencharakter derselben. Eine àus
Bodengestaltung und ungleicher Erwärmung der Luftschichten zu
erklärende Erscheinung ist die „Bora", ein stoßweise wehender
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Frankreich.
A. Allgemeines.
1. Größe, Lage und Begrenzung. Frankreich wird an Boden-
fläche (536 464 qkm) und Bevölkerungszahl (39,3 Mill.) in Europa
nur von Rußland, dem Deutschen Reiche und Österreich-Ungarn
übertroffen. Seine Lage ist sowohl in bezug auf Klima und Boden-
fruchtbarkeit als auch in kommerzieller Hinsicht äußerst vorteilhaft.
Seine bedeutende Küstenentwicklung an den beiden wichtigsten
Meeren Europas (welchen?) sichert ihm für alle Zeiten einen bevor-
zugten Platz unter den Handelsvölkern der Erde, und die Nachbar-
schaft der hochentwickelten Kulturstaaten Europas wirkt be-
fruchtend auf sein Wirtschaftsleben ein. Obwohl hohe Gebirge
(welche?) es gegen Italien und Spanien fast ganz abschließen, konnte
sich zwischen ihm und diesen Ländern doch ein lebhafter Verkehr
entwickeln. (Bahnen längs der Küste und durch den Mont Cenis.)
Die Burgundische Pforte — das ,,Loch in den Vogesen" — und das
Moseltal bilden gute Verbindungen mit Deutschland, während Maas
und Scheide nach Belgien führen. Von dem handelsmächtigen Eng-
land nur durch die schmale Straße von Calais getrennt, war es mit
seinen Handelsbeziehungen von jeher hauptsächlich auf dieses Land
angewiesen.
2. Bodengestaltung. Der Südosten ist Gebirgsland, während
der größere nordwestliche Teil als eine Fortsetzung der Deutschen
und Flandrischen Tiefebene anzusehen ist. Hochgebirge liegen nur
an den Grenzen. Die Westalpen fallen mit ihren höchsten und
wildesten Teilen in das französische Gebiet (Montblanc 4800 m).
Während sie in den höheren Regionen nur durch Weiden und Wälder
produktiv sind, bilden die Täler, besonders in den Seealpen, herrliche
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Europa Europas Europas Italien Spanien Deutschland Belgien
Die Schweiz.
A. Allgemeines.
1. Lage, Grenze, Größe. Die Schweiz (41 324 qkm mit 3,3 Mill.
Einwohnern) liegt im Herzen Europas, von vier hochentwickelten
Großstaaten umgeben. (Nenne dieselben!) Während diese Um-
stände ihre wirtschaftliche Lage günstig beeinflussen, muß es als ein
Nachteil bezeichnet werden, daß die Schweiz durch ihre kontinentale
Lage im Hauptgebiet der Alpen vom Meere vollständig abgeschlossen
ist. (Für welchen andern europäischen Staat trifft das gleiche zu?)
2. Bodengestaltung. Ungefähr drei Fünftel des Flächenraums
bedecken die Alpen, und zwar die Zentralalpen. Beachte die
Zerlegung derselben durch die Täler der Rhone und des Vorderrheins
in einen nördlichen und einen südlichen Teil! Nenne die Hauptzüge
eines jeden Teils mit ihren höchsten Erhebungen ! Den Knotenpunkt
beider Systeme bildet der St. Gotthard. Der nach ihm benannte
Paß überwindet als der einzige die Alpen in einem Anstiege. Nenne
die Flußtäler, welche er dabei benutzt! Von der Gotthardstraße
führt der Furkapaß ins Rhonetal und der Oberalppaß in das Tal
des Vorderrheins, während das Rhonetal mit dem Tal der Aare
durch den Grimselpaß verbunden ist. Über die südlichen Ketten
führen die Pässe des Großen St. Bernhard (Rhone — Dora Baltea —
berühmtes Hospiz), des Simplón (Rhone—lago Maggiore), des Bern-
hardin (Hinterrhein — Lago Maggiore) und des Splügen (Hinter-
rhein — Comer See). — Auf der Grenze nach Frankreich hin erstreckt
sich zwischen Rhein und Rhone das Kalkgebirge des Schweizer
Jura, dessen parallellaufende, zerrissene Kämme dem Verkehr
große Schwierigkeiten bieten. Die Verkehrsstraßen folgen notwen-
digerweise den Längstälern, bis eine Senkung den Übergang in
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— 20 —
ein benachbartes Längstal gestattet. Den Raum zwischen Jura und
Alpen füllt die Schweizer Hochebene aus.
3. Bewässerung. Die Schweiz ist reich an Flüssen und Seen.
Zwar sind erstere wegen ihres reißenden Laufes zur Schiffahrt nicht
geeignet, doch bieten sie gerade aus diesem Grunde sowie wegen
ihres gleichmäßigen Wasserstandes (Grund!) der Industrie eine
billige Betriebskraft. Nenne die auf dem St. Gotthard entspringenden
Flüsse! Verfolge den Lauf des Rheins und der Rhone! — Die Seen
dienen vielfach den Flüssen als Klärbecken, in denen sie ihr Geröll
absetzen. Weise das im einzelnen nach ! Sie begünstigen die Be-
siedelung und erhöhen die Schönheit des Landschaftsbildes wesentlich,
so daß sie neben der erhabenen Gebirgsnatur Hauptanziehungspunkte
für den Fremdenstrom geworden sind. Endlich dienen sie der Schiff-
fahrt, hauptsächlich dem Personenverkehr.
4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Die gewaltigen Höhenunter-
schiede in der Schweiz bringen ein sehr wechselvolles Klima mit sich.
Während das Hochgebirge rauh und unwirtlich ist und bis zu 2 m
Regenmenge hat, werden die regenarmen Gegenden am Genfer See
und am Lago Maggiore ihrer milden Temperatur wegen als klimatische
Kurorte aufgesucht. Gemäßigtes Klima eignet der Schweizer Hoch-
ebene; sie besitzt auch infolge des von den Flüssen angeschwemmten
Ackerbodens die größte Fruchtbarkeit, wogegen der Kalkboden
des Jura dem Pflanzen wuchs nicht günstig ist und fast nur Weide-
land und Wald aufweist. Die Alpen haben am Südabhang die
Schneegrenze bei 3100 m, am Nordabhang bereits bei 2600 m
Seehöhe.
5. Bevölkerung und Politisches. Die Bevölkerung der Schweiz
gehört mehreren Nationen an. Im Stromgebiete des Rheins wohnen
die Deutschen (über sieben Zehntel), im Rhonegebiet Franzosen
(über zwei Zehntel), am Tessin Italiener und im Kanton Grau-
bünden Rhätoromanen. Der Religion nach sind drei Fünftel
protestantisch und zwei Fünftel Katholiken. Die Bevölkerungs-
dichte ist am geringsten in der Alpenregion (Graubünden). Die
günstigen Erwerbsverhältnisse des Jura haben in diesem Gebiete
eine größere Volksdichte hervorgerufen, als man der Natur des
Landes nach annehmen sollte. Es folgt die Hochebene, und an der
Spitze stehen die Bezirke von Zürich und Genf mit 300—400 Menschen
auf dem Quadratkilometer (das Mittel ist 80 pro qkm). — Die Volks-
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21
bildung steht überall auf hoher Stufe. — Die schweizerische Eid-
genossenschaft ist ein Bundesstaat von 22 Kantonen, von denen
jeder sich selbständig nach gemeinsamer Verfassung verwaltet. Die
höchste gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung, die aus-
führende Behörde ist der Bundesrat mit dem Bundespräsidenten in
Bern als Vorsitzenden. (Zusammenhang zwischen Bodenform und
Staatsbildung !)
B. Wirtschaftliches.
1. Landwirtschaft. Da noch nicht ein Fünftel des Bodens auf
Ackerland und Gärten entfällt, sind die Erträge des Ackerbaues un-
bedeutend, und die jährliche Getreideernte deckt kaum die Hälfte
des Bedarfs. Der Obstbau steht in dem Gebiete südlich vom
Bodensee bis Zürich in hoher Blüte. Die südlichen Kantone bringen
sogar Südfrüchte, wie Kastanien und Mandeln, sowie den Oli ven-
bäum hervor. Weinbau läßt die ganze Hochebene zu; den besten
Wein erzeugen Genf, Neuchâtel und Wallis. Die gewonnene Menge
(1,5 Mill, hl) genügt jedoch noch nicht für den Bedarf (Ursache!).
Wichtiger als der Ackerbau ist die Viehzucht, da 37% des Bodens
auf die saftigen Alpenweiden und -wiesen entfallen (Sennwirtschaft).
Das Hauptgewicht liegt auf der Milchwirtschaft, die Fettkäse (Em-
mentaler — Emme, Nebenfluß der Aare — Hauptversandort Burg-
dorf) und kondensierte Milch in großen Mengen ausführt. Viele
deutsche Betriebe bevorzugen „Schweizer" als Leiter ihrer Molkereien.
Als Zuchtvieh wird besonders Schwyzer und Simmentaler (Simme,
Nebenfluß der Aare) exportiert, wogegen Fleischvieh aus Österreich
eingeführt werden muß. Schafe und Ziegen werden ebenfalls ge-
halten, letztere meist in den höher gelegenen Kantonen. Die Zugtiere
des Südens sind Esel und Maultier. Erwähnenswert ist noch die
Zucht der Seidenraupe in Tessin und Graubünden.
2. Der Bergbau liefert wegen der Armut der Schweiz an Minera-
lien nur unbedeutende Erträge, insbesondere fehlen Kohle und Eisen
fast vollständig. Zu nennen sind Asphalt, Schiefer, Bergkristall
und Sandstein. Das gewonnene Salz (Basel und Wallis) deckt den
Bedarf nicht.
3. Industrie. Obwohl die Natur der Schweiz die zur Entwicklung
der Industrie unentbehrlichsten Rohstoffe Kohle und Eisen sowie
die zur billigen Herbeischaffung derselben erforderlichen Wasserwege
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I
)
- 22 —
versagte, haben sich doch in manchen Produktionszweigen dank den
gleichmäßigen und unerschöpflichen Wasserkräften sowie der Energie
und Bildung des Volkes weltberühmte Gewerbe entwickelt, die mehr
als den dritten Teil der Bevölkerung beschäftigen und ihren Haupt-
sitz im Jura und auf der Schweizer Hochebene haben. Die Schweizer
Großindustrie arbeitet hauptsächlich für die Ausfuhr.
Ihre bedeutendsten Zweige sind die Seidenindustrie mit Basel
und Zürich als Mittelpunkte; während der erstere Platz Bänder her-
stellt, liefert Zürich Seidenstoffe. Die Ausfuhr in diesen Artikeln über-
trifft diejenige unseres Seidenzentrums Crefeld. Die Baumwollen-
verarbeitung hat ihren Sitz mehr im Osten: Zürich, St. Gallen und
Appenzell. Sie erzeugt besonders feine Garne, die zumeist nach Öster-
reich ausgeführt werden; auch Weberei, Färberei und Druckerei sind
bedeutend. Die Fabrikation von Uhren, Uhrenbestandteilen und Spiel-
dosen blüht in Genf, Biel, Le Locle, La Chaux de Fonds und anderen
Orten des Jura; dort werden bei weitestgehender Arbeitsteilung Uhren
für mehr als 100 Mill. M hergestellt, von denen neun Zehntel zur
Ausfuhr gelangen. Die besseren schweizer Uhren zeichnen sich nicht
nur durch mathematische Genauigkeit der Arbeit, sondern daneben
auch durch Eleganz aus. (Deutsche Konkurrenz — Glashütter Uhren —
macht sich stark bemerkbar.) Die Maschinenindustrie in Zürich,
Basel, St. Gallen und Winterthur verarbeitet fremde Erze und Metalle
und liefert sogar an das Ausland. In Neuhausen bei Schaffhausen hat
das größte Aluminiumwerk der Welt seinen Sitz. Holzschnitze-
reien und Parkettböden liefert das Berner Oberland; Strohflechte-
rei und Strohhutfabrikation blühen im Aargau und haben starke
Ausfuhr nach Amerika. Gerbereien und Lederwarenfabriken sind in
Zürich und Genf. Schweizer Honigkuchen (Baseler Leckerli) und
Schokoladewaren werden überall geschätzt. Endlich ist die „Fremden-
industrie" nicht zu vergessen, die jährlich schätzungsweise über ioomill. M
ins Land bringt. (Mädchenpensionate in der französischen Schweiz.)
4. Handel und Verkehr. Obgleich die Bodenverhältnisse der
Schweiz der Entwicklung des Verkehrs ganz ungeheure Schwierig-
keiten entgegenstellten, marschiert dieses Land in bezug auf Ver-
kehrsmittel jetzt mit an der Spitze. Der gewaltige Durchgangsverkehr
zwischen Deutschland und Italien, Österreich und Frankreich hatte
die Schweiz schon frühzeitig angetrieben, dem Ausbau der wichtigen
Poststraßen alle Aufmerksamkeit zuzuwenden. So entstanden im
19. Jahrhundert die Kunststraßen über den Simplón, St. Gotthard,
Bernhardin, die Furka- und Grimselstraße. Als dann das Zeitalter
der Eisenbahnen anbrach, baute die Schweiz außer den Linien
für ihren Binnenverkehr einen gewaltigen Schienenstrang von Norden
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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nach Süden, sowie als Fortsetzung der österreichischen Arlbergbahn
eine durchgehende Linie zum Rhonetal. Das schweizerische Eisen-
bahnnetz steht mit rund 4290 km Länge in der Dichte nur hinter
Belgien und England zurück. Seine Knotenpunkte sind Basel, Zürich,
Genf, Bern, Lausanne und Ölten. Viele Berggipfel sind dem Fremden-
verkehr durch Zahnradbahnen erschlossen, und auf den Seen
verkehren regelmäßig Personendampfer.
Die Gotthardbahn ist der großartigste Bahnbau Europas (80 Tunnels
von zusammen 46 km Länge!). 1869 durch Vertrag zwischen Italien
und der Schweiz beschlossen, wurde die Bahn 1882 dem Verkehr über-
geben. Der Durchbruch des 15 km langen Tunnels von Göschenen
bis Airolo, der 1150 m über dem Meere liegt und in vielen Kurven
und Kehrtunnels erklommen wird, dauerte 10 Jahre (1872—1882).
Der Verkehr zwischen Deutschland und Italien hat sich in der Folge
wesentlich gehoben, und die Schweiz ist für den Weltverkehr sowohl
den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Hamburg als auch
dem von Genua bedeutend näher gerückt. Als neue wichtige Linie
hat seit 1906 die Simplonbahn den Durchgangsverkehr zwischen
Frankreich und Italien (Paris—mailand) übernommen. Ihr Tunnel
von Brieg bis Is eli e ist fast 20 km lang, befindet sich aber in geringerer
Meereshöhe (Basistunnel) als der Gotthardtunnel, so daß die Zufahrt
leichter und schneller vonstatten geht.
Der Außenhandel der Schweiz betrug 1907 fast 21/4 Milliarden M,
ihr Anteil am Welthandel 1,7%, das ist ebensoviel wie der des un-
gleich größeren Spaniens. Stelle aus dem Vorhergehenden die Aus-
fuhrartikel zusammen! Die Einfuhr erstreckt sich hauptsächlich
auf Steinkohlen, Getreide, Eisen, Wollwaren, Kleider und Wäsche,
Bücher, Zucker. Haupthandelsplatz ist Basel, die „goldene
Pforte der Schweiz" genannt. Infolge seiner günstigen Lage ist es
der erste Stapelplatz der Schweiz geworden. Günstige Lage an den
beiden Durchgangsbahnen sowie die gewerbliche Blüte beförderten
die Entwicklung von Zürich. Genf ist das Tor für den Verkehr
nach Südfrankreich und den westlichen Mittelmeerländern.
Deutschland, das mit der Schweiz im Vertrags Verhältnis
steht, lieferte ihr 1906 Waren und Rohstoffe im Betrage von
373 Miü. M (siehe unter Einfuhrartikel!) und empfing Waren im
Betrage von 217 Mill. M (Rohseide, Uhren, Kühe, Käse, Äpfel,
Baumwollgarne).
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